Fachbeiträge zu Deerhounds

Lure-Coursing  -  ein immer populärer werdender Hetzjagdersatz für Windhunde

Katrin Hubert Kühne



Seit wann gibt es Windhunde

Windhunde gehören seit 8000 Jahren zu den ersten domestizierten Hunden überhaupt. Man vermutet, dass alle heutigen Windhundrassen auf einen einzigen Wolfstyp zurückgehen. Ca 5800 v.Chr. entstand die bisher früheste Darstellung eines Hirsche jagenden Mannes in Begleitung eines hochbeinigen windhundähnlichen Jagdhundes, die aus Catal Hüyuk stammt, einer bedeutenden frühsteinzeitlichen Grosssiedlung, ca  52 km südöstlich von Konya  in Südanatolien gelegen. Viele archäologische Funde weisen darauf hin, dass vermutlich der Saluki die älteste reingezüchtete Windhundrasse ist, die sich bis heute fast unverändert erhalten hat. Es gibt von ihm frühsteinzeitliche Abbildungen auf Keramiken, aus dem heutigen Südanatolien stammend sowie tausend Jahre später aus Mesopotamien. Auch im alten Ägypten begegnen wir vielerorts Darstellungen von vor allem salukiähnlichen Windhunden. Die Phönizier, berühmte Seefahrer und Handelsleute im 2. JH. vor Chr., sorgten mit ihren Handelsschiffen für eine grosse Verbreitung der damals sehr wertgeschätzten Hetzhunde.

Wie überliefert wird, hatten die Kelten eher greyhoundähnliche Hunde, die von ihnen meisterhaft zur Hetzjagd eingesetzt wurden. Bei den Römern waren ähnliche, vermutlich ursprünglich keltische Windhundschläge verbreitet , die „Vertragus“ genannt wurden. Sie sind die Urväter der Windhunde der westlichen Gruppe, die man vor allem am sogenannten Rosenohr und an der gewölbten Lendenpartie erkennt.

Doch es vergingen noch viele Jahrhunderte, bis man, ähnlich wie allgemein in der  Hundezucht, zu der gezielten Reinzucht mit Stammbuch nach unseren heutigen Regeln fand.

 

Was ist ein Windhund

Schon immer für die Hetzjagd gezüchtet, kann der Windhund mit enormer Geschwindigkeit seine Beute verfolgen. Dabei orientiert er sich vor allem mit den Augen, jagt also auf Sicht. Dies erklärt auch die so typische aufrechte Kopfhaltung, die uns den Eindruck von Stolz vermittelt und ihm etwas pferdeähnliches gibt. Er ist ideal gebaut für den Renngalopp mit seinem relativ kleinen, schmalen und langen Kopf ( alle schnellen Wildtiere haben übrigens kleine Köpfe), dem schlanken Körper und dem tiefen,geräumigen Brustkorb, der für die gut ausgebildete Lunge und ein starkes,grosses Herz ( bedeutend grösser als bei  anderen Hunden) viel Raum bietet sowie der aufgezogenen Lendenpartie. Diese Hunde haben, salopp ausgedrückt, Heckantrieb. Mit seiner stark bemuskelten Hinterhand schnellt er sich vor, um sich weit zu strecken und dann zum nächsten Satz mit der stark biegsamen, kräftigen Lende zusammenzuziehen und sogleich wieder wie eine Feder vorzuschnellen. Die langen Röhrenknochen seiner Beine haben einen ovalen Querschnitt. Dadurch sind sie  elastischer und können besser heftige Stösse abfangen. Das gleiche gilt für die gut aufgeknöcherten Pfoten.  Der Kopf wird auch bei hohen Geschwindigkeiten meist erhoben getragen, die Augen sind auf das zu verfolgende Objekt gerichtet. Verliert ein Windhund sein Jagdobjekt aus dem Blickfeld, kehrt er in der Regel zum Ausgangsort zurück. Er stöbert also nicht , um mit der Nase das Wild wieder aufzuspüren.  Darum konnte er auch abgesehen von wenigen Ausnahmen nur auf der freien Fläche erfolgreich zur Hetzjagd eingesetzt werden. Oft wurde das Wild zunächst mit Spürhunden aufgebracht, um erst dann gezielt die schnellen Windhunde zur Verfolgung einzusetzen. Hierbei entfernten sich Wild und Hund oft weit vom Jäger.

Selbstständiges Handeln dieser Hetzjäger war also wichtig. Diese Eigenschaft ist den Windhunden bis heute mehr oder weniger geblieben, eigentlich eine Stärke, die aber leider allzu oft aus Unkenntnis mit Dummheit oder Unerziehbarkeit verwechselt wird.

Die über die ganze Welt verteilte Windhundfamilie , man kennt nach Dr.Emil Hauck ungefähr 45 verschiedene Arten bzw Typen, von denen bisher noch keine 20 registriert und einige bereits ausgestorben sind, wurden je nachdem für die Niederwild- oder Grosswildjagd gezüchtet. Dies kann man an manchen Namen auch noch ablesen wie beispielsweise Deerhound = Hirschhund oder Wolfhound = Wolfshund.

Man teilt die Windhundrassen  in die östliche Gruppe ( z.B. Salukis, Afghanen,Sloughis, Azawakhs ), die westliche Gruppe (z.B. Greyhounds, Whippets, Italienische Windspiele, Barsois, Deerhounds, Irish Wolfhounds, ...) und die mediterrane Gruppe ( z.B. Pharaoh Hounds, Podencos  Ibicencos, Cirnecos dell‘Etna u.a.) ein.

Es gibt kurzhaarige, rauhhaarige, befederte und langhaarige Rassen in allen möglichen Farbschlägen von einfarbig bis trikolor gescheckt.

Grössenmässig gehört das italienische Windspiel mit seiner maximalen Höhe von 38 cm zu den kleinsten der Familie, während der Irish Wolfhound mit seinen meistens über 80 und bis zu 100 cm  immernoch als der grösste Hund der Welt bezeichnet wird. Allen gemeinsam ist aber die typische, dem Galopper eigene  Anatomie.  

Bei den Windhunden wurden in der Regel die heute gültigen Rassestandards noch für den Gebrauchshund geschrieben, etwas, was  bei aller Begeisterung für das Ausstellungswesen bei Richtern und Züchtern nie in Vergessenheit geraten sollte.

 

Was ist Coursing

Das englische Wort „Coursing“ heisst übersetzt „Hetzjagd mit Hunden“.

In einigen abgelegenen Regionen, zum Beispiel in Gebieten Nordafrikas, Russlands oder Asiens, werden Windhunde noch heute für die Fleisch- und Fellbeschaffung eingesetzt. 

Anderenorts entwickelte sich aus dieser Windhundarbeit bald ein jagdsportliches Vergnügen der damaligen Oberschicht, des Adels. Windhunde gehörten zusammen mit edlen Pferden und Jagdfalken zu den Statussymbolen  und  bald wurde aus den Hetzjagden ein Wettkampfsport. So wurden bereits in England zu Zeiten des Königs Heinrichs des XIII, also im 16.Jahrhundert, Hasencoursings mit Greyhounds abgehalten, auf die gewettet wurde. Und wenn es um Geld geht, müssen natürlich Wettkampfregeln her. Unter Königin Elisabeth I ,der Tochter Heinrichs des XIII., die sehr ausschweifende Hetzjagden veranstaltete, wie durch zeitgenössische Bilder und Berichte überliefert wird, stellte der Herzog von Norfolk die ersten Coursing Regeln auf, nämlich die „ rules of the leash“. Mit diesem Coursing Reglement sollte der Sieger der jeweils paarweise hetzenden Windhunde festgestellt werden. Schon damals kam es dabei nicht darauf an, welcher der Hunde den Hasen fing und ob er überhaupt gefangen wurde, sondern welcher besser gearbeitet bzw.gejagt hatte.

 

Hasencoursing  heute

 Im Grunde genommen hat sich diese Form des Hasencoursings mit Greyhounds in England noch bis heute erhalten. Seit dem 18.Jahrhundert führen viele Coursingclubs während der Jagdsaison, also von September bis März, solche Coursingwettkämpfe durch. Das Waterloo-Cup-Coursing von Altcar zählt dabei zu den berühmtesten und populärsten. Diese Hetzjagden werden auf einem bestimmten, mit Hecken bestandenen Wiesengelände  abgehalten, das mit Wildhasen dicht besiedelt ist. Die hier lebenden  Hasen kennen natürlich alle Schlupflöcher und entkommen deshalb meistens. Sie werden von Treibern aufgescheucht während die zum Jagen ausgewählten beiden Greyhounds vom Starter, dem sogenannten „Slipper“ gemeinsam mit einer speziellen Doppelleine gestartet werden, wenn genügend Abstand ( ca 30 m) zwischen den Hetzhunden und Hase besteht und los geht die Verfolgung. Hasen können bis zu 80 km/h erreichen, sind also schneller als die Verfolger. Der Hase pflegt gradlinig zu flüchten, bis ein Hund ihn nahezu erreicht hat. Erst jetzt schlägt er urplötzlich einen Haken. Winkel von über 180 Grad sind nicht selten. Nun wird er in die neu eingeschlagene Richtung geradeaus weiterflüchten, bis ihm ein Verfolger wieder im Nacken sitzt und ihn zum erneuten Hakenschlagen zwingt. Die viel grösseren und schwereren Hunde verlieren natürlich bei jedem abrupten Richtungswechsel enorm an Geschwindigkeit und Kraft. Das führt dazu, dass der Hase meistens den Verfolgern entkommen kann, zumal er ja das Gelände mit all seinen Schlupfwinkeln bestens kennt.  Ein Richter, meist zu Pferde, damit er immer den Überblick behält, vergibt an die jeweils paarweise mit einem roten bzw.weissen Halskragen startenden Windhunde nach den Kriterien des Coursingreglements Punkte und der Teilnehmer mit der nach Laufbeendigung zusammengerechneten höheren Punktzahl gewinnt und kommt  in die nächste Runde und darf nach einer Erholungspause mit neuem Partner wieder starten.  Punkte erhält beispielsweise der Hund, der den Hasen zur Richtungsänderung zwingt, für das Nehmen von Hindernissen, für das Überholen des Partners zwischen den Haken, alles also Zeichen für Schnelligkeit, Wendigkeit, Hasenschärfe und Mut. Für das Fangen des Hasens gibt es verhältnismässig wenig Punkte verglichen mit denen für die Verfolgungsarbeit.

Seit dem Zweiten Weltkrieg setzt man auf den Britischen Inseln auch andere Windhundrassen beim Hasencoursing ein, vor allem Deerhounds, Salukis und Whippets. Ob dieser Sport noch eine Zukunft hat,hängt allerdings davon ab ,ob entsprechende, von der Labour-Regierung geplante Verbote durchgesetzt werden oder nicht. I Schottland ist Hasencoursing  bereits verboten.

In Mitteleuropa  begann man ebenfalls im 19.Jahrhundert  nach englischem Vorbild mit Hasen-Coursings, doch hatte dieser Sport bereits Anfang des 20.Jahrhunderts fast überall ein abruptes Ende durch das allgemeine Verbot der Hetzjagd mit Windhunden auf lebendes Wild.

Ausser in Spanien und Russland gibt es heute auf dem Kontinent die echten Coursings nicht mehr.

Den Windhunden blieb als Ersatzbeschäftigung das schon damals verbreitete Bahnrennen, doch nicht alle Rassen finden daran Gefallen, bzw. eignen sich dazu. Einerseits, weil sie als Langstreckenläufer  anatomisch nicht so dafür gebaut sind, oft aber auch  intelligenzmässig die Sache durchschauen und die Künstlichkeit der Rennbahn kaum ihren Hetztrieb zu wecken vermag.

 

Das Lure-Coursing

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte man eine Ersatzform des Coursings, nämlich das Lure-Coursing. Das englische Wort „Lure“ bedeutet Lockmittel. Zunächst vereinzelt, dann  seit dem Beginn der 80er Jahre immer häufiger, veranstaltete man die noch heute so praktizierten simulierten Hetzjagden auf ein Ersatzobjekt. Hierzu wird auf einem Naturgelände ein, wie es in der Fachsprache heisst, „Parcours“ abgesteckt, dass heisst, man steckt sogenannte Umlenkrollen in den Boden, über die ein an einer grossen Spule befestigtes ca 500 bis 1000 m langes Seil mit Hilfe eines Motorrades o.ä.  ausgelegt wird. Am  Seilende ist ein echtes Hasenfell oder sonst ein Lockmittel , also die „Lure“ angehängt. Die Spule wurde anfänglich noch von Hand,später mit einem Motor betätigt und so kann man das Lockmittel ,durch die Umlenkrollen in die gewünschte Richtung geleitet, über das Gelände in der den verfolgenden Hunden angepassten Geschwindigkeit über den Boden schleppen. Es simuliert so für den Windhund ein Jagdobjekt. Der optische Reiz und auch das Geräusch verbunden mit der Witterung lösen in ihm fast immer seinen angeborenen Hetztrieb aus und er wird versuchen, diesen Köder zu verfolgen. Der ausgesteckte Parcours versucht nach Möglichkeit einen typischen Fluchtweg eines Hasen zu simulieren mit längeren Geraden, Hakenschlagen und Durchlaufen von Hindernissen auf möglichst unebenem und naturbelassenem Gelände. Am Ende bleibt das Fell liegen und der oder die Verfolger erleben so etwas wie einen Jagderfolg, indem sie das Lockmittel ergreifen können.

Der  Hasenzieher, also die Person, die die motorgetriebene Spule reguliert, bemüht sich, durch entsprechende Geschwindigkeit das Lockmittel immer in Sichtweite vor den Verfolgern  zu halten. Dies erfordert viel Geschicklichkeit und Erfahrung, zumal die einzelnen Rassen sehr unterschiedlich laufen. Zum Beispiel die für die Hasenjagd gezüchteten Whippets und Greyhounds, aber auch Afghanen verfolgen  meist mit gleichbleibend hoher Geschwindigkeit, um so möglichst nahe am vermeintlichen Hasen zu bleiben und  jagen meist einzeln während eher gemeinschaftlich jagende Grosswildjäger wie Deerhounds oder Barsois auf der freien Fläche mehr auf Abstand zum Lockmittel laufen, um Abschätzen zu können, wohin der „Hase“ sich wendet. Geht es auf eine Deckung zu, beschleunigen sie fast immer urplötzlich, weil sie instinktiv oder aus Lure-Coursingerfahrung vermuten, dass nun ein Haken geschlagen wird und versuchen, sich das vermeintliche Jagdobjekt durch Abkürzen zuzutreiben.

Da die Teilnehmer nach Möglichkeit paarweise laufen sollten, ist es natürlich unerlässlich, dass beide sauber laufen, das heisst, nur an der Verfolgung des Jagdobjektes interessiert sind und den Partner nicht behindern oder angreifen. Inzwischen müssen aus diesem Grund alle offiziellen Lurecoursingteilnehmer eine gültige Coursing- bzw eine Rennlizenz haben.So lässt sich  manch unangenehmer Zwischenfall verhindern. Ausserdem gilt an internationalen Wettkämpfen Maulkorbpflicht, auch wenn ihr Sinn bei manchen immernoch umstritten ist. Trotzdem kommt es, wenn auch sehr  selten, zu Angriffen und Rämpeleien, die dann mit Disqualifikationen vom Richter geahndet werden.

In den USA gibt es schon seit 1972 offiziell nach Regeln gezogene Lure-Coursings mit Vergabe von anerkannten Titeln.   In Mitteleuropa  hat man in Frankreich die längste Erfahrung mit dieser als Wettkampf durchgeführten Sportart. Man hat sich dort weitgehend an den oben erwähnten englischen Coursingregeln orientiert. Ein Richter vergibt Punkte für Geschwindigkeit, Intelligenz, Mut, Hetzlust, Überholen des Partners,  Ausdauer und Fangverhalten.Whippets und Windspiele laufen 450 m, alle anderen Rassen 700 bis 1000 m.

Es gibt am Vormittag einen Vorlauf, bei dem die Laufpartner frei zusammengestellt sind und Nachmittags den Finallauf. Hier erfolgt die Laufeinteilung nach den vormittags erzielten Punkten, damit möglichst gleichstarke Hunde zusammen arbeiten.  Je nach erreichter Gesamtpunktzahl qualifizieren sich die Hunde in den Kathegorien <Vorzüglich>, <Sehr gut> und <Gut> und können bei genügend guter Leistung Coursing-Championatsanwartschaften erlangen. Auch in Deutschland und Holland/Belgien wurde man immer aktiver und hat seit Mitte der 90er Jahren ein nach FCI anerkanntes  Coursingregelwerk, dass sich eng am französischen orientiert. Daneben werden noch teilweise Jagdcoursings nach einfacheren Regeln wie dem Norddeutsche Reglement  sowie Freundschaftscoursings abgehalten

 

Lure-Coursing in der Schweiz

Eine ähnliche Entwicklung ,wenn auch mit leichter Verzögerung bei der Einführung eines offiziellen, international anerkannten  Reglements, gab es in der Schweiz. Auch hier wurden bereits seit Anfang der 80er Jahre Jagdcoursings durchgeführt, gezogen nach dem Norddeutschen Reglement sowie Tor-Coursings, bei dem es vor allem darum ging ,welcher Hund die meisten den Parcours begleitenden, mit gesteckten Stangen markierten Tore durchlief. Neben der sonst überall üblichen, am Boden geführten Schleppvorrichtung zum Ziehen des Hasenfells, bei der für jeden Lauf das Seil neu ausgelegt werden muss, gibt es in der Schweiz noch eine auf in den Boden gerammten Ständern in Überkopfhöhe geführte Endlosanlage, die von Urs Hunziker entwickelt wurde. Der grosse Vorteil besteht in der erhöhten Sicherheit für die Hunde, die so nicht mehr Gefahr laufen, in das über dem Boden laufende Schleppseil zu geraten. Ausserdem spart man viel Zeit und vermeidet unnötige Flurschäden, weil Dank der Endlosanlage nicht für jeden Lauf die Lure neu ausgelegt werden muss. Nachteilig ist bisher, dass aus statischen Gründen leider bei dieser Anlage dem Kursverlauf des Parkours sowie der Streckenlänge Grenzen gesetzt sind.

Teilweise kommt ausserdem  in der Schweiz eine über dem Boden geführte Endlosanlage zum Einsatz.

Inzwischen wurde der Leistungsnachweis an Lure-Coursings dem an Bahnrennen gleichgestellt. Das bedeutet, dass auch ein Coursinghund mit an internationalen Leistungs-Coursings erzielten Championatsanwartschaften und entsprechenden Ausstellungsresultaten den Arbeitstitel „Internationaler Rennchampion“ erlangen kann.

Im  Jahr 2000 wurden in der Schweiz bereits insgesamt 8 Coursings, davon 3 internationale, gezogen, in Kandersteg auf Schnee, Lotzwil, Frauenfeld, Interlaken, Bremgarten und Aarau. Ausrichter waren die Vereine Ostschweizer Windhundfreunde und Windhundfreunde Aargau, sowie die Rennvereine aus Lotzwil und Rifferswil. Die letztgenannten führten übrigens in einer sehr gelungenen Doppelveranstaltung das überhaupt erste in der Schweiz gezogene  internationale Leistungscoursing, dazu noch auf Schnee, in Kandersteg durch.

Allgemein kann man zum Verletzungsrisiko bei Lure-Coursings sagen, das es relativ gering ist, solange sich die teilnehmenden Windhunde in gutem Trainingszustand befinden, gut eingelaufen und gesund sind. Aber das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Es ist übrigens erstaunlich, wie genau sich die meisten Hunde den Kursverlauf einprägen können, wenn sie eine Weile am Rand warten müssen und anderen Windhunden zuschauen können.Wenn sie drankommen, kürzen sie entsprechend ab, um den vermeintlichen Hasen schneller fangen zu können.

Ausserdem kommt es nicht selten vor, dass irgendwann so ein alter „Coursingkämpfer“ ganz genau weiss, dass das „Häsi“  immer am Ziel liegenbleibt. Man muss es nur gut beobachten, wohin es läuft, um dann elegant auf dem kürzesten Weg dorthin zu eilen und es dem anderen, brav  jagenden Mitstreiter vor der Nase wegzuschnappen.

Der aufmerksame Leser merkt schon, dass das Lure-Coursing viel an Interpretation des rassespezifischen Jagdverhaltens der Windhunde, aber auch des Fluchtverhaltens des Hasens bedarf. Hier sind die inzwischen nach strengen Richtlinien ausgebildeten Coursing-Richter  auf ein fundiertes SpezialwIssen, hohe Kenntnisse über das Jagdverhalten der einzelnen Windhundrassen und wenn möglich, auf real gemachte Jagderfahrungen, zum Beispiel in England, Russland oder anderen Ländern, angewiesen. Momentan gibt es in der Schweiz 3 lizensierte Coursing-Richter.

Trotz der  Zweifel, die manche an der Objektivität der Leistungsbeurteilung haben, ist es offensichtlich, dass  dieser Sport den teilnehmenden Windhunden sowie seinen Besitzern viel zu bieten hat. Es macht unendlich Freude, einen jungen Hund an diese Art Jagderlebnis heranzuführen, ihn „auf den Lure-Coursing-Geschmack zu bringen“. Später kommt dann das Trainieren und Vorbereiten für die Veranstaltungen dazu.

Wer einmal den zufriedenen Ausdruck eines nach dem Coursing müden Windhundes gesehen hat, der seinen Hetztrieb austoben konnte,  versteht, wovon ich spreche. Ausserdem muss man keine Angst haben, die Windhunde dadurch auf Wild „scharf“ zu machen. Ganz im Gegenteil! So können sie ihren angeborenen Hetztrieb auf für Wald und Wild  ungefährliche Weise  ab und zu mal ausleben und sind dadurch ausgeglichener.

Lure-Coursings bieten Windhunden die Möglichkeit , wenigsten eine Andeutung  von der Arbeit zu leisten, für die sie in jahrtausendlanger sorgfältiger Auslese gezüchtet wurden.

 

Katrin  Hubert Kühne